Notre Dame de Paris & l'Ile de la CitéNotre Dame de Paris & l'Ile de la Cité

Notre-Dame ist zusammen mit dem Louvre und dem Eiffelturm eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt der Lichter und empfängt jedes Jahr etwa zehn Millionen Besucher aus allen Ecken der Welt. Dieses herausragende Monument und die Île de la Cité lassen unsere Gedanken in eine in Paris fast verschwundene Zeit schweifen, das Mittelalter. Notre Dame ist stark in der kollektiven Vorstellungskraft verwurzelt; natürlich auch dank Victor Hugos Erfolgsroman „Der Glöckner von Notre-Dame“, der auch erfolgreiche Filme und ein Musical nach sich zog.  mit Quasimodo und der schönen Zigeunerin Esmeralda als Hauptpersonen.
 
Der Bau von Notre Dame begann im zwölften Jahrhundert und endete im vierzehnten Jahrhundert. Während des Mittelalters hat Notre Dame viel zur Bildung von Klerus und Eliten des Königreichs beigetragen. Aufgrund seiner reichen Lithurgien und seiner prestigeträchtigen Relikte-Sammlung gewann die Kirche noch mehr Ansehen. Das bauwerk ist ein Symbol des überbordenden gotischen Stils und hat viel unter Zerstörung und Plünderung während der Französischen Revolution leiden müssen. Auf einen Initiative des Architekten Viollet-le-Duc wurde die Kathedrale im neunzehnten Jahrhundert aufwendig restauriert und fand zu neuem Glanz einer wahrlich großen Kathedrale. 
 
Auf den ersten Blick erscheint Notre-Dame mit der geometrisch ausbalancierten Form, dem Hauptschiff welches von zwei quadratischen Türmen flankiert wird, der Archetyp einer gotischen Kathedrale zu sein.
 
Der Kirchplatz, nachdem die Gebäude die dort vorher standen, entfernt wurden,  wird auf seiner Nordseite von Paris’ ältestem Krankenhaus, dem Hôtel-Dieu, gesäumt. Im Westen ist die Polizeipräfektur und im Süden befindet sich ein Seitenarm der Seine. Alles scheint auf Notre-Dame zuzulaufen, sogar symbolisch, denn Notre-Dame ist der Nullpunkt Frankreichs, der sich vor dem mittleren Portal befindet. Das heißt, dass alle Entfernungen nach Paris beziehungsweise Frankreich von hier aus gemessen werden, zum Beispiel auf Autobahnschildern.

Über die Jahrhunderte wurde die Kathedrale häufig verändert, sowohl innen als auch außen. Im Inneren wurden einige große Arbeiten vorgenommen, so wurde zum Beispiel ein neuer Altar errichtet. Zunächst war der Altar vom Kirchenschiff durch eine Art Zaun vom Kirchenschiff abgetrennt, so dass ein Sanktuarium entstand; ein Teil der Kirche, vom Publikum abgeschirmt, zu dem nur der Klerus Zutritt hatte. Diese Grenzziehung ist heute nicht mehr vorhanden.
 
Andere Veränderungen betreffen die Buntglasfenster der Kathedrale sowie die überaus beeindruckende Orgel, die heutzutage natürlich ganz anders sind, als das, was man im vierzehnten Jahrhundert zur Verfügung hatte. Außen waren nach mittelalterlicher Manier viele Glocken angebracht, die heute fast alle verschwunden sind mit Ausnahme der vier größten im Nordturm. Die Originale der einundzwanzig biblischen Königsköpfe, die die Fassade zieren sind im Nationalen Mittelalter-Museum, dem Musée de Cluny, ausgestellt. Reste von Farbspuren zeigen, dass sie ursprünglich bemalt waren, sowie die das bei den meisten Elementen der Fassade der Fall war.
 
Die heutige Kathedrale geht maßgeblich auf Viollet-le-Duc zurück. Während der Revolution ist die Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen worden und wurde unter der Herrschaft Robespierres sogar ein „Tempel der Vernunft“. Erst im neunzehnten Jahrhundert unter Einfluss der Romantik, kam der gotische Stil wieder in Mode und hatte seinen Höhepunkt im Troubardour-Stil gefunden. 1829 wurde die Schule der Archivisten gegründet, was ermöglicht historische mittelalterliche Dokumente zu rekonstituieren. Der Schriftsteller Mérimée entwickelte die Kunst, in Ruinen mittelalterliche Bauwerke zu identifizieren. Diese Kunst trug damals auch den Namen „der Ausdruck der französischen Seele“. 1831 veröffentlichte Victor Hugo in der gleichen Linie „Der Glöckner von Notre Dame“, welchem ein Erfolg sondergleichen beschieden war.

Um einen Eindruck zu bekommen, wie die Île de la Cité im Mittelalter mit ihren verwinkelten Gassen war, sollte man in Rue Chanoinesse gehen; man sieht deutlich den Kontrast zur Geometrie der Rue d’Arcole, die im moderneren Haussmann-Stil gehalten ist. Wenn man dann über die berühmte Pont de Notre Dame geht, kann man sich vorstellen, wie es war als auf der Brücke noch Häuser aus behauenen und Ziegelsteinen beiderseits der Straße standen und wie königliche Prozessionen vorüberzogen. Im Mittelalter waren die meisten Brücken bebaut; in Paris war Pont Neuf die erste, die es nicht war, daher der Name „Neue Brücke“.
 
In der Nummer 35 der Brücke hatte der berühmte Gersaint sein Geschäft, welches von Watteau einst gemalt wurde und nun im Schloß Charlottenburg hängt. Geht man dann in Richtung Pont au Change so kommt man an düsteren Verwaltungsgebäuden vorbei, die einst von Haussmann an die Stelle der mittelalterlichen Strukturen gesetzt wurden. Der Blumenmarkt direkt gegenüber bietet in seiner Farbenfreude einen wunderbaren Kontrast. An der Conciergerie ist, in Gold, Paris’ erste öffentliche Uhr zu bewundern, die in frisch renoviertem Glanz erstrahlt. Und dann ist auf der Île de la Cité natürlich auch noch die Sainte Chapelle, die man nicht verpassen sollte und in der in einem majestätischen Rahmen häufig klassische Konzerte gegeben werden.

Auf der anderen Seite der nächsten Brücke gelangt man zum Place du Châtelet, der ebenfalls einer Haussmann-Behandlung unterzogen wurde. Vorher befand sich an dieser stelle das Grand Châtelet am Anfang der Brücke, eine Festung aus dem neunten Jahrhundert, um normannische Invasoren abzuhalten. Später wurde es zu einem Kerker umfunktioniert. 1858 wurde der Platz unter Haussmann Ägide dann das Mekka der Pariser Theaterwelt mit den beiden Zwillingstheatern Théâtre du Châtelet und Théâtre de la Ville. Diese Gegend wurde zu einer willkommenen Alternative zum berühmten Boulevard du Crime, wie der Boulevard du Temple aufgrund der vielen dort aufgeführten Kriminalstücke genannt wurde; von diesen Theatern ist allerdings nur noch das Déjazet übriggeblieben. 
 
Direkt dahinter befindet sich ein mittelalterliches Relikt, der Sankt-Jakobs-Turm, der Tour Saint Jacques, der den Beginn des Jakobswegs nach Santiago de Compostella markiert. Dieser war früher Teil einer Kirche; das Kirchenschiff stand Napoleon I. allerdings bei der Anlegung der Rue de Rivoli im Wege und musste weichen.
 
Wenn man dann wieder südlich nach rechts geht, so kommt man auf die Île Saint Louis, welche bis ins achtzehnte Jahrhundert Île de Notre Dame hieß. Bis ins vierzehnte Jahrhundert bestand sie noch aus zwei Inseln. Dann ging die Île des Vaches in der Île Saint Louis auf, um die Festung Karl V. zu verstärken.

Auf den unteren Ufern kann man von der Ruhe und der Romantik der Insel profitieren, die ein Juwel der Eleganz des „Großen Jahrhunderts“ ist und wo man auch das Hôtel Lambert, von Le Vau im siebzehnten Jahrhundert erbaut, vorfindet ebenso wie das Hôtel Lauzun.
 
Gegenüber auf dem Rechten Uferliegt das Hôtel de Sens, er baut von 1474 und 1519, welches mit seinen Erkern und Auskragungen charakteristisch für die bürgerliche mittelalterliche Architektur ist. Dieses und das Hôtel de Cluny sind vermutlich die schönsten noch erhaltenen öffentlich zugänglichen Gebäude aus dem Mittelalter. Das Hôtel de Sens beherbergt heute die Forney-Bibliothek. Die das Hôtel umgebenden kleinen Straßen und Gassen lassen erahnen, wie es hier im Mittelalter zuging.

Arnaud Sellier

Den schönsten Blick auf Notre Dame hat man von der Dachterrasse des Institut du Monde Arabe 
 
Der Heilige Dionysius  mit seinem abgeschlagenen Kopf in der Hand. 
 
Details der Vordertür Notre Dames
 
Haupteingang der Kathedrale
 
Einmalige Kirchenbuntglasfenster in Notre Dame
 
Südrosette von Notre Dame
 
Alte Partituren aus Notre Dames Schatzsammlung
 
Die Statue der Jungfrau von Orléans
 
Neue Glocken zu Ostern 2013
 

Die Sammlung der Papst-Medaillons von Notre Dame

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