Das Marais zur Zeiten NapoleonsDas Marais zur Zeiten Napoleons

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war das Prestige des Marais stark verblichen. Die Aristokraten wechselten auf das andere Ufer nach Saint Germain. Immer weniger Adlige entschieden sich, in den Herrenhäusern des Marais zu leben.

Am 14. Juli 1789 ist der Mob zur Bastille-Festung, die als Gefängnis genutzt wurde gezogen, um vom Gefängnisdirektor die Herausgabe von Waffen und Munition, die dort lagerten,  zu verlangen. Die ausweichenden Antworten des Direktors versetzten das Volk in Rage, so daß es die Festung stürmte und besetzte. Diese dramatische Aktion ist unzweifelhaft das wichtigste Ereignis für das Marais in dieser Zeit. Die Bastille-Festung wurde dabei nach und nach fast völlig abgerissen. Es gab zahlreiche Pläne für etwas, was an der freien Stelle entstehen sollte.  Kein einziger davon wurde allerdings zu Zeiten Napoleons verwirklicht.


Im September 1792 wurden die Gefangenen des Prison de la Force, ein Gefängnis gleich neben dem Hôtel de Lamoignon in der rue Pavée, hingerichtet. 1792 ist auch das Jahr in dem König Ludwig XVI., seine Frau, Marie-Antoinette, und ihre Familie von der Pariser Kommune gefangengenommen wurden und in den unheimlichen Turm des Temple – ein ehemaliges befestigtes Kloster der Tempelritter und späteres königliches Gefängnis – gesperrt wurden. Als sich die Dinge um 1800 wieder beruhigt hatten, wurde der Place Royale in Place des Vosges (der Vogesenplatz) umbenannt, da diese Region die erste war, die ihre Steuern entrichtete. Aber wer kann sich heute schon noch daran erinnern ?

In der Ära Napoleons, also zur Zeiten des Direktoriums, des Konsulats und des Kaiserreichs, wurden viele Kirchen und Klöster zerstört. Die, dieses Schicksal nicht teilten, sind entweder stark verkleinert worden oder wurden protestantisch. Da der Turm des Tempels möglicherweise ein royalistisches Symbol geworden wäre, ließ Napoleon ihn im Jahre 1811 abreißen. An seiner Stelle entstand ein Markt für gebrauchte Kleidung.

Imperial Bed  (private collection Pierre Jean Chalençon)


Die Eigner der „Hôtels particuliers“, der Stadtpaläste, verließen einer nach dem anderen das Marais und die alten Herrenhäuser wurden zu Geschäften. Glücklicherweise kaufte der Staat im Jahre 1808 auf Befehl Napoleons die beiden Paläste der Familie Rohan. Die kaiserlichen Archive wurden im Hôtel de Soubise untergebracht – wo sie auch noch heute sind. Im benachbarten Hôtel de Rohan war die staatliche Materialverwaltung bis 1925 beheimatet. Viele Umbauten wurden an diesen beiden Gebäuden vorgenommen aber sie blieben wenigstens erhalten. Im Jahre 1811 kaufte die Stadt Paris das Hôtel Carnavalet, welches der Sitz der kaiserlichen Sammlungen und Archive wurde, später wurde das kaiserlich durch national ersetzt.

Das Hôtel de Chavigny beherbergte eine Brigade Feuerwehrmänner und diese Feuerwache existiert auch heute noch. Die meisten der schönen Gärten der Herrenhäuser mussten allerdings Lagerhallen weichen. Die Gebäude selbst wurden unterteilt und zusätzliche Etagen wurden eingezogen, so daß so viele Menschen als möglich hineinpassten. Bis zu 54 waren es zum Beispiel im Hôtel de Lamoignon. So wurden diese Gebäude zwar etwas entstellt aber blieben wie gesagt vor dem Abriss bewahrt.

Die jüdische Gemeinde lebt seit dem Mittelalter im Marais. Sie lebten dort auch noch unter Napoleon. Er organisierte einen Zentralrat der Juden. Im Jahre 1808 lebten 82% der Pariser Juden im Marais. Viele dieser Herrenhäuser wurden erst in den sechziger Jahren wieder instand gesetzt – bei vielen war es mehr Zeit.

 

Von Sir Bernard Chevalier, Direktor des Malmaison Museum, Übersetzt von Nicolai Zielck. Besonderen Dank an Pierre-Jean Chalençon für seine privaten Kollektionen. 

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